"Gibt es eigentlich auch einen Heiligen für Politiker?" frage ich Father Georgi bei meinem Besuch in Kostroma. "Natürlich" antwortet der russisch-orthodoxe Priester, "und mehr noch. Er hat einen direkten Draht zu Gott und hilft in allen Lebenslagen." Neugierig frage ich nach: "Wer ist dieser Heilige?" Der gütige alte Mann lächelt: "Jesus."
Warum Jesus? Christen bekennen: Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch. „Wahrer Gott“ bedeutet: In Jesus hat Gott sich zu erkennen gegeben, in ihm sieht man das Wesen Gottes. Der Auferstandene sitzt zur Rechten Gottes des Vaters, Gebete zu Jesus erreichen das Ohr Gottes ohne Umwege.
Als „wahrer Mensch“ ist Jesus das Vorbild schlechthin. Jesus hat gelebt, was er gesagt hat. Er hat die Wahrheit gesagt, und hat Verantwortung dafür übernommen. Er hat sich nicht gescheut, Konsequenzen zu tragen – bis hin zum Tod am Kreuz. Im Mittelpunkt seiner Worte und seines Handelns stand immer der Mensch. Jesus konnte weinen, wenn ihm Ungerechtigkeit und Leid begegneten. Er machte Kranke gesund, befreite Gebundene, gab Verzweifelten Hoffnung. Jesus hat ermutigt und herausgefordert. „Glücklich sind diejenigen, die Frieden schaffen. Die Barmherzigkeit üben. Die Gerechtigkeit schaffen.“ Diese Worte aus der Bergpredigt sind aktuell wie eh und je. Jesus wirkte für eine bessere Welt, die er das „Reich Gottes“ nannte. Ein Reich, in dem nicht das Herrschen, sondern das Dienen der Maßstab sein soll.
Father Georgi hat Recht: einen besseren Heiligen kann man für Politiker (und ihre Wähler) nicht finden.