Wochenende. Die Sonne scheint. Wir frühstücken gemütlich. Machen Pläne für den Tag. Unsere Sechsjährige hat eine Idee: „Mama, heute kannst du doch im Garten das Unkraut ausbeten.“
Wir lachen herzlich. Die arme Kleine ist ganz irritiert. Heißt es nicht `ausbeten´, wenn man das Unkraut aus den Beeten zupft? Ach so, sie meint „ausbeeten“. Was so ein einzelnes „e“ doch ausmachen kann.
Unkraut ausbeeten. Ja, das muss schon sein im Frühling. Und da muss ich mich selber bücken, mir meine eigenen Hände schmutzig machen. Gott kniet sich nicht in meinen Garten, da kann ich beten, wie ich will.
Unkraut wächst nicht nur im Garten. Es wächst auch in Beziehungen: zwischen Paaren, zwischen Geschwistern, Freunden, Kollegen. Ein falsches Wort im falschen Moment, nicht so gemeint, und doch gesagt. Misstrauen ist schnell gesät und gedeiht prächtig, wenn man nichts dagegen tut. Doch anders als beim Jäten liegt es nicht alleine in meiner Hand, dieses Unkraut auszuzupfen. Sich ernsthaft entschuldigen ist keine leichte Übung. Es macht hilflos. Ich kann darum bitten. Verlangen kann ich es nicht. Nur der andere kann mir Entschuldigung gewähren.
Und es gibt noch ein Unkraut. Jeder kennt es – und keiner will es dem anderen zeigen. Es wächst verborgen. Tief in mir. Wie der Grashalm unter dem Asphalt. Bitterkeit. Enttäuschung. Versagen. Schuld. Daran kann ich zupfen, wie ich will, die Wurzel erwische ich nicht. Wer dieses Unkraut in sich entdeckt, für den gibt es eine gute Nachricht: Hier hilft ausbeten. Mit einem „e“. Jesus hat uns ein Gebet gelehrt, dass die Kraft dazu hat: „Vater unser im Himmel, … und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“