Uwe Heimowski
November 2013 | family special MÄNNER

Artikel: Mein erstes Auto

Nie werde ich den Polizisten vergessen, der sich vor Lachen bog, als ich ihm gerade die Fahrtüchtigkeit meines uralten, wunderschönen quadratischen R4 vorführen wollte. Der Beamte und sein Kollege hatten mich gestoppt. Sie umrundeten mein Auto - das immerhin noch TÜV hatte, aber schon sehr mitgenommen aussah, und runzelten bedenklich ihre Stirnen. Sie schauten in die Radkästen, entdeckten den durchgerosteten Unterboden und ihre Gesichter wurden immer länger.

Ich, gerade 18 geworden und frisch gebackener Führerschein- und Autobesitzer, sprang ihnen bei, um ihnen zu zeigen, das alles in viel besserer Ordnung sei, als es aussähe. "Schauen sie", winkte ich die Beamten zu mir, "wie stabil das Auto ist. Da kann ich gegen treten, ohne dass es ein Problem gibt." Ich hole aus, trat gegen den linken vorderen Kotflügel - das verrostete Metall gab nach, mein Fuß steckte fest und ich fiel einmal glatt auf den Hintern. Die Polizisten kugelten sich vor Lachen.

Belämmert stand ich wieder auf und stotterte irgendeinen Blödsinn vor mich hin.

Das war es dann wohl gewesen, mit der Fahrtüchtigkeit… Mannomann, war das peinlich. Doch die Beamten hatten ein Einsehen: "Komm", winkte der eine den anderen, "lassen wir ihn weiterfahren - der ist mit dieser Karre genug gestraft." Mich sah er an, und ergänzte: "Ich würde mich aber dringend nach einem anderen Auto umsehen." Na, das tat ich dann auch und fand einen nicht ganz so alten VW, der gerade noch in mein Budget passte.

Der Polizist ließ „Gnade vor Recht“ ergehen, wie man so schön sagt. Das ist nicht immer richtig – sonst wäre Recht ja ja nicht mehr Recht. Man kann nicht alles durchgehen lassen. Aber manchmal ist es genau das, was wir brauchen: etwas Humor, eine Prise Verständnis und ein Augenzwinkern.

Und dann ändere ich etwas, weil ich einsehe, dass sich was ändern muss. Nicht aus Angst davor, nochmal erwischt zu werden, sondern aus Einsicht.

Der Polizeibeamte, das muss ich sagen, war ein guter Pädagoge. Gnade macht Neues möglich.

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